Kriegerdenkmal

Das Kriegerdenkmal Schneidlingen ist ein denkmalgeschütztes Kriegerdenkmal und steht nördlich der Sankt-Sixti-Kirche auf dem Kirchhof. Im örtlichen Denkmalverzeichnis ist das Kriegerdenkmal unter der Erfassungsnummer 094 90196 als Kleindenkmal verzeichnet.

Bei dem Kriegerdenkmal handelt es sich um eine Gedenkstätte die 1922 für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtet wurde und 1996 um eine Tafel für die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs erweitert wurde. Das Kriegerdenkmal besteht aus einem steinernen Kreuz auf einem Sockel. Vor dem steinernen Kreuz befindet sich ein Soldat. Am Sockel sind zwei Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen angebracht. Um den Sockel mit dem Kreuz befinden sich mehrere kleine Findlinge. Die Inschriften auf den Gedenktafeln lauten: IM WELTKRIEGE starben für das VATERLAND aus der Gemeinde Schneidlingen und Den Opfern des 2. Weltkrieges zum steten Gedenken.

Das Schneidlinger Kriegerdenkmal auf dem Kirchplatz stellt an sich in den neuen Bundesländern eine Rarität dar. Wurden doch auf dem Gebiet der ehemaligen DDR nach dem Ende des 2. Weltkrieges zahlreiche Gedenkstätten als „kriegsverherrlichend“ und „antisozialistisch“ eingestuft; was dazu führte, dass diese weitgehend zerstört wurden. Bisher ist lediglich in der Altmark ein analoges Denkmal bekannt.
Der Umstand, dass das Schneidlinger Ehrenmal bis heute erhalten geblieben ist, soll – unbestätigten Gerüchten zufolge – einem russischen Offizier zu verdanken sein, der die schon geplante Sprengung verhinderte.

In der Geschichte der Menschheit gab und gibt es viele Kriege und jeder Krieg forderte und fordert seine Opfer. Wie viele deutsche Soldaten in fremder Erde ruhen, lässt sich schlecht abschätzen. So war es den Angehörigen nicht vergönnt, ihren Vätern, Männern, Brüdern und Söhnen ein ehrendes Angedenken zu bewahren. Es ist hierbei unerheblich, ob sie in „gerechten“ oder „ungerechten“ Kriegen, in religiös beeinflussten Auseinandersetzungen oder Befreiungskriegen fielen – maßgebend allein ist, dass die meisten von ihnen für ihre Heimat und ihre Lieben ihr Leben gaben; zumindest jedoch im Glauben daran. Jeder Krieg ist schrecklich, nicht zuletzt für die Hinterbliebenen. Diese wussten oft nicht, wo ihre Angehörigen die letzte Ruhe gefunden hatten. Hierbei hilft heute in bewundernswerter Weise der „Volksbund für Kriegsgräberfürsorge“.

So versuchte man, der Toten auf anderer Weise zu gedenken. In der Dorfkirche St. Sixti findet man zwei Gedenktafeln, die an zwei gefallene Einwohner in den Befreiungskriegen von 1813 – 1815 erinnern.
Nach dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 pflanzte man in Schneidlingen auf dem Dreieck vor der Post, gegenüber des ehemaligen Rathauses in der Magdeburger Straße, eine Eiche – die Friedenseiche. Hier wurden nun in der Folgezeit von den örtlichen Vereinigungen (Schützenverein, Landwehrverein, Feuerwehr, Gesangsverein, Turnverein, Geschirrführerverein, Bergmannsverein usw.) bei deren jährlichen Festlichkeiten zum Gedenken an ihre gefallenen Mitglieder Kränze niedergelegt.

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges, der Millionen von Menschen in ganz Europa das Leben gekostet hatte, regten sich allerorts Stimmen, die zur Errichtung von Gedenkstätten für die Opfer aufriefen – so auch in Schneidlingen, das einen Blutzoll von 57 Menschenleben zu beklagen hatte.
Im Jahre 1920 erfolgte der erste Antrag zur Errichtung eines Denkmals durch die Schneidlinger Ortsgruppe des „Reichsbundes der Kriegsbeschädigten und Hinterbliebenen“ unter dem Vorsitz von Herrn Hermann Rose. Der nächste musste schon ein Jahr später eingereicht werden, da der erste seitens des Gemeinderates mit dem damaligen Bürgermeister Gustav Vogel an der Spitze nicht beantwortet worden war.
Erst im März 1921 reagierte die Gemeinde endlich und beschloss die Bildung einer diesbezüglichen Kommission welcher:

  1. der Bergarbeiter Gustav Lemgau,
  2. der Kaufmann Hermann Becker, (seitens der Gemeinde)
  3. der Pfarrer Gustav Habermann,
  4. der Stationsgehilfe Karl Bense jr., (seitens des Gemeindekirchenrates)
  5. das Fräulein Gertrud Michels,
  6. die Ehefrau Anna Eggeling

angehörten. Später kamen noch hinzu:

  1. Amtsrat Louis Michels,
  2. Gustav Hausmann,
  3. Walter Hurtig,
  4. Rudolf Braun,
  5. Gutsbesitzer Simon,
  6. Organist Paul Wolf
  7. Maurermeister Wilhelm Ziege.

Diese Kommission hatte nun die Aufgabe, gemeinsam mit dem Gemeinderat über den Plan zur Errichtung eines Kriegerdenkmales auf dem Schneidlinger Kirchplatz zu verhandeln. Allerdings kam wohl anfangs zu keiner rechten Übereinstimmung der Ansichten, was natürlich die Arbeit der Kommission erschwerte. Denn schon im April 1921 stellte die Ortsgruppe einen erneuten Antrag an die Gemeinde, welche darauf sehr barsch reagierte und sich diesbezügliche „Zurechtweisungen“ verbat.
Eine weitere Schwierigkeit bereitete die Finanzierung des Denkmals. Die Einwohner der Gemeinde Schneidlingen wurden aufgerufen, sich ihrer Angehörigen, die ihr Leben in diesem Kriege lassen mussten, zu besinnen und Geld für die Gedenkstätte zu spenden – was für viele in der damaligen schweren Zeit sicher nicht leicht war.
Viele Schneidlinger waren damals im Bergbau tätig, und so verwundert es nicht, dass sich auch die Gewerkschaft der Grube „Archibald“ mit einem Betrag von 3000,- Mark beteiligte, der im November überwiesen wurde.
Nun war es an der Zeit, sich Gedanken über das Aussehen des Ehrenmals zu machen. Zwar war von der Provinzialregierung angedeutet worden, dass zu erbauende Kriegerdenkmäler so schlicht als möglich gehalten werden sollten. Doch scheinen den Schneidlingern ihre Gefallenen doch sehr lieb und teuer gewesen zu sein – wie es das prächtige Denkmal heute noch beweist.

Am 22. November 1921 weilte der Professor und Bildhauer Hans Dammann aus Berlin / Grunewald in Schneidlingen und unterbreitete der Kommission sein Angebot. Dieses Denkmal würde, seinem Voranschlag zufolge, in bestem Sandstein ca. 25 – 26 000,- Mark kosten; in Muschelkalkstein ca. 30 000,- Mark.

Entwurf von Bildhauer Dammann
Zugesandter Entwurf von Bildhauer Dammann an die Gemeinde.

Auch wurde nun mit der Feststellung der Namen der Gefallenen begonnen. Ein öffentlicher Anschlag forderte alle Einwohner auf, die Namen ihrer gefallenen Familienangehörigen bis zum 27. Dezember 1921 zu melden.
Am 17. Januar 1922 erfolgte eine Ergänzung des Vertrages mit Professor Dammann sowie die nachträgliche Aufnahme eines Namens. Hierbei wurde sicher auch bestimmt, dass der trauernde Soldat einen Stahlhelm anstatt der Pickelhaube erhalten sollte. Auch wurde die Versetzung eines Zaunes am Pfarrgarten – dem vorgesehenen Platz für das Denkmal – beschlossen.
Bis zum Mai 1922 brachte die Sammlung 32 000,- Mark ein. Dieser Betrag genügte allerdings noch nicht; es fehlten noch ca. 10 000,- Mark. Wiederum wurden die Einwohner aufgerufen, sich an der noch ausstehenden Summe zu beteiligen.

Das Denkmal selbst muss zwischen Mai und September 1922 erbaut worden sein, denn am 9. September dieses Jahres rief der Gemeinderat zu einer Besprechung über die Einweihung auf.
Da der Kirchplatz ursprünglich nicht von der Magdeburger Straße aus zugänglich war, suchte man nach einer Lösung, um den Denkmal- und Kirchenbesuchern den Zugang zu erleichtern. Im Februar verhandelte dann die Gemeinde mit dem Maurerpolier Richard Appel über die Anlage einer Freitreppe, die dann auch in der folgenden Zeit erbaut wurde.
Nun hatten die Angehörigen einen Platz, wo sie ihrer Toten und Vermissten in angemessener Weise gedenken konnten. Nicht wenige werden damals nach dem sonntäglichen Kirchgang an das Denkmal getreten sein und eine Strauß abgelegt haben.

Nun blieb es lange Zeit still um das Denkmal. Erst im Jahre 1995 sah der steinerne Soldat wieder eine größere Menschenmenge vor sich. In diesem Jahre weihte der örtliche Schützenverein seine neue Fahne auf dem Kirchplatz. Im Jahr darauf beschlossen die Schützen an dieser ehrwürdigen Stelle auch der Opfer des 2. Weltkrieges zu gedenken. Was lag näher, als am Denkmal eine neue Tafel mit den Namen der damals gefallenen und vermissten Schneidlinger anzubringen. Sofort erklärte sich der Schützenbruder R.-D. Göllner bereit, die Namen festzustellen und auch bei den Schneidlinger Einwohnern anzufragen und Spenden zu sammeln.
Die Feststellung der Namen erwies sich als äußerst schwierig, da hierüber keine Aufzeichnungen vorlagen. So kam man auf den Gedanken, ein persönliches Gespräch mit einigen Weltkriegsveteranen zu führen. Diesen Vorschlag nahm eine ganze Reihe von Herren an und dankte auch den Initiatoren dafür, dass diese dies zu Wege gebracht hatten. Denn nun konnten diese alten Soldaten nach langen Jahren des staatsverordnetem Schweigens wieder offen über ihre gefallenen Kameraden reden.
Bei dieser Versammlung am 2. Februar 1996 wurden die Namen von 98 Toten und Vermißten festgestellt.

Die nächste Aufgabe bestand nun darin, einen Hersteller für die angedachte Gedenktafel zu finden. Der Schützenverein setzte sich daher mit der „Fürst-Stolberg-Hütte“ in Ilsenburg in Verbindung und besuchte die Gießerei am 3. Mai, um über die Herstellungskosten und das Aussehen der Gedenktafel zu verhandeln. Am 18. Juni konnte diese schon abgeholt werden. Die vorhandene Tafel mit den Namen der im 1. Weltkrieg Gefallenen wurde abgenommen und ein Stück nach oben versetzt, so dass Platz für die neue entstand.
Die feierliche Einweihung dieser Tafel fand dann im Rahmen des Schützenfestes am 3. August 1996 im Beisein zahlreicher Schützenvereine und Schneidlinger Einwohner statt. Seither ist es ein fester Bestandteil der Schneidlinger Schützenfeste, dass hier, an diesem Ort des Gedenkens, alljährlich ein Kranz niedergelegt wird. Natürlich finden sich auch in jedem Jahr zum Volkstrauertag Abordnungen der Schneidlinger Vereine und Einwohner am Denkmal ein, um der Opfer beider Kriege zu gedenken, wobei auch die jeweiligen Pfarrer einige Worte des Gedenkens sprechen. Auch die heute noch lebenden Angehörigen versäumen es nicht, ihrer in fremder Erde ruhenden Toten zu gedenken; fast immer findet man frische Blumen und Gestecke am Fuß des Schneidlinger Kriegerdenkmals.